Wie kann man am besten Selbstverteidigung/Kampfkunst erlernen?

Hier möchte ich kurz die Schritte schildern, die meiner Erfahrung nach sinnvoll sind, um wirksam Selbstverteidigung/Kampfkunst zu erlernen.

Gesundheit

Das Wichtigste ist eine gute Gesundheit. Viele Menschen sind heute in einem schlechtem gesundheitlichem Zustand. Das liegt vor allem an schlechter Ernährung, Bewegungsmangel, Mangel oder zuviel an körperlicher Belastung und dauerhaft empfundenen Streß.

Man sollte sich zuerst um diese Aspekte kümmern und kann das Training teilweise dazu nutzen.

Damit das Training nicht zu einer zusätzlichen Belastung wird, muß es sich so gut anfühlen, daß man es wirklich genießen kann. Das geht so:

Man verändert im Alltag kleine Dinge. Man kann öfter die Aufmerksamkeit auf den Atem richten und so bessere Entspannung im täglichen Tun erreichen.

Man kann an seiner inneren Haltung und Ökonomie arbeiten und so ohne zusätzliche Anstrengung Fortschritte in Bezug auf Gesundheit, Wohlbefinden und Effektivität machen.

Gewohnheiten ändern

Die Hauptschwierigkeit besteht in der Anfangszeit vor allem darin, schlechte Angewohnheiten durch gute zu ersetzen.

Damit eine neu erlernte Fähigkeit im echten Leben wirklich funktioniert, muß man sie so lange üben, bis sich die neue Verhaltensweise automatisiert hat. Genau wie beim Autofahren, wo wir auch nicht nach unten schauen und den Gang suchen können, während wir fahren. Wir schalten ganz automatisch, ohne hinzuschauen. Erst dann haben wir den Kopf frei, um das Auto zu lenken. Dieser Zusammenhang ist bei der Kampfkunst noch viel wichtiger, weil in einem Kampf alles so schnell geht, daß man sich größtenteils auf die antrainierten Automatismen verlassen muß.

Hierfür braucht es im Falle der Kampfkunst (je nachdem wer vor Dir steht 😉 ) viel Übung, um wirksame Resultate zu erzielen. Damit man für das Training genug Zeit und Energie hat, müssen zuerst die richtigen Gewohnheiten etabliert werden. Die Hauptpunkte hierfür sind, sich besser zu organisieren,  die Ernährung zu verbessern und sich regelmäßige Übung anzugewöhnen.

So bewirkt das Training oft eine allgemeine, über den Kampfkunstaspekt hinausgehende Verbesserung der persönlichen Situation.

Körperarbeit

Körperarbeit hat einen großen Stellenwert.

Man kann täglich daran arbeiten, alte Verletzungen durch Massage und Übungen zu heilen, den Körper zu dehnen, zu kräftigen und Atemübungen durchzuführen.

Außerdem fängt man an, sich die richtige Körpermechanik bei Bewegungen anzugewöhnen, so daß man effektive Bewegung automatisiert.

Psychologische Arbeit

Auf der psychischen Ebene geht es vor allem darum, die Vorgänge im eigenen Geist und in der Umwelt bewußter zu beobachten, unbewußte Verhaltensweisen aufzudecken, die Emotionen zu verstehen und den Umgang damit zu üben.

Die Entwicklung einer vorteilhaften psychischen Haltung ist ebenfalls notwendig.

Auch philosophische Fragen sind etwas, was für das Leben im Allgemeinen und für Kampfkunst im Speziellen Beachtung verdient. Hier würde ich Dir gerne drei einfache Regeln ans Herz legen, die helfen, daß alles gut funktioniert:

  1. Genieße, was Du tust.
  2. Nicht mehr als nötig.
  3. Sei nett zu den anderen.

Kampfkunstspezifische Arbeit

Man lernt zunächst, ohne Verletzungen zu fallen und sich in verschiedenen Körperhaltungen spannungsoptimiert zu bewegen.

Außerdem einige Bewegungsformen historischer Traditionen, die einem die richtige Körpermechanik und später im Training auch taktisches Verständnis vermitteln können.

Beim Üben der Bewegungen sollte man sich zuerst nur auf den eigenen Körper, die Haltung, die Atmung und die korrekte Ausführung konzentrieren.

Diese Bewegungsübungen sind eine notwendige Grundlage, die zu einem Verständnis der innewohnenden Prinzipien führt.

Später übt man diese Prinzipien in verschiedenen Situationen kreativ anzuwenden. Diesen wichtigen Schritt darf man auf keinen Fall unterlassen, sonst beschränkt man sich und die eigenen Bewegungen werden zu einem Gefängnis.

Man sollte verstehen, daß man durch die alleinige Übung von Bewegung keine überlegenen Kampffähigkeiten erreichen kann. Dieses geschieht durch die Erfahrungen, die man in der Partnerübung macht.

Die Fähigkeiten entwickeln

Nachdem man die Anfangshürden genommen, sich um seine Gesundheit gekümmert und schlechte Gewohnheiten durch gute ersetzt hat, sollte man soweit im Training angekommen sein, daß man regelmäßig an sich arbeitet. Man ernährt sich gut und macht seine Übungen in Bezug auf Körperarbeit und Bewegungslehre.

Die aufbauenden Fähigkeiten entwickelt man dann bei den Übungstreffen in der Partnerübung. Hier lernt man, sich unter Belastung und Druck zu entspannen und die kampfspezifischen Bewegungsmuster erfolgreich in Interaktion mit einem oder mehreren Partnern auszuführen. Durch ausdauernde und regelmäßige Übung stellen sich die notwendigen Fähigkeiten ein.

Das Akzeptieren von Mißerfolgen ohne besondere Aufregung, ein Gefühl für das richtige Timing, die Fähigkeit auszuweichen, Angriffe zu parieren und Gelegenheiten wahrzunehmen sind hierbei einige wichtige Aspekte.

Mit zunehmender Erfahrung kann man sich in der Partnerübung dann immer mehr entspannen und gleichzeitig wirksam üben.

Erfahrungen: Der Schlüssel zum Erfolg

Nachdem man die Grundlagen der Partnerübung, also korrekte Bewegung, Entspannung unter Belastung, Timing, Ausweichen und so weiter automatisiert hat und sich frei und entspannt bewegen kann, ist es wichtig, in vielen unterschiedlichen Situationen zu üben.

Auf diese Weise erlangt man ein tieferes Verständnis und kann sein Gefühl und seine Fähigkeiten weiter verbessern.

Die Übung sollte mit Partnern vieler Stilrichtungen stattfinden. Es sollten unterschiedliche Bedingungen gegeben sein, zum Beispiel unebener Boden, Dunkelheit, eingeengter Raum und so weiter.

Letztendlich sollte man sich vor der Haltung“ ich weiß schon alles“ hüten, da es immer wieder neue Erkenntnisse gibt. Man darf nie den Status eines „neugierig Lernenden“ verlassen. Immer muß man bereit sein, auch weiterhin Fehler zu machen, diese zu akzeptieren und sich über die neuen Erkenntnisse zu freuen.